Lehrkräftemangel: Sachsen-Anhalt kann so nicht weitermachen

Es ist richtig, dass das CDU-geführte Bildungsministerium den Lehrkräftemangel nur von der SPD geerbt hat. Aber in den letzten 5 Jahren hat sich unter dem Bildungsminister Tullner (CDU) kaum etwas geändert.

Ideen- und antriebslos plätschert das Bildungsministerium vor sich hin

Wir lassen die Welle der in den Ruhestand gehenden Lehrkräfte auf uns zurollen. Dabei tut Sachsen-Anhalt so, als ob es die nicht gäbe. Denn MANN kann ja Probleme einfach weg ignorieren. Das weiß doch jeder. Und außerdem geht es ja nur um Kinder. Die sind ja wirtschaftlich überhaupt nicht relevant. Doch genug der Ironie.

Jährlich fehlen hunderte Lehrkräfte

“In Sachsen-Anhalt fehlen insgesamt 484 Lehrkräfte.” Das berichtete der MDR im September 2020 und bezog sich dabei auf Daten des Landesbildungsministeriums. Natürlich ist das nicht nur in Sachsen-Anhalt so. Wie jeder weiß, betrifft der Lehrermangel die ganze Bundesrepublik. Und Momentan steht unser Bundesland noch ganz gut da. Allerdings kommt die große Ruhestandswelle erst noch.

Bildungsministerium agiert ideenlos

Das Bildungsministerium hatte 5 Jahre Zeit, um die Ausbildungskapazitäten an den Universitäten in Halle und Magdeburg zu erhöhen. Aber es ist viel zu wenig passiert. Lieber griff der Bildungsminister auf einen Trick zurück und kürzte die Stundentafeln, um Lehrerwochenstunden niedrig zu rechnen.

Außerdem ist es ein offenes Geheimnis, dass in Halle ausgebildete Grundschullehrkräfte gern in Leipzig eine Stelle antreten. Warum? Hier liegt das Einstiegsgehalt mit A13 über dem Gehalt in unserem Bundesland.

Gern wird im Zusammenhang mit Lehrer*innen-Mangel auf Seiteneinsteiger*innen verwiesen. Doch:

Seiteneinsteiger*innen sind keine Allheilmittel

Inzwischen ist auch der Markt der Seiteneinsteiger*innen vergleichsweise leer gefegt. Das liegt daran, dass der Seiteneinstieg ins Lehramt nicht leicht ist und nur mäßig attraktiv. Entsprechend hoch ist Abbrecherquote.

Gründe für den Abbruch

Häufig können Seiteneinsteiger*innen in der Schule nicht genug von erfahrenen Kolleg*innen unterstützt werden. Es fehlt schlichtweg die Zeit dafür. Fehlende Unterstützung kann jedoch schnell zu Überforderung führen.

Bisher sind viele Seiteneinsteiger*innen nur Lehrkräfte zweiter Wahl mit weniger rechten, weniger Sicherheit und weniger Gehalt. Hier braucht es ein Weiterbildungsangebot für Seiteneinsteiger*innen, dass dazu führt, dass sie vollwertige Lehrer*innen werden. Mit dieser Aussicht lohnt sich der Seiteneinstieg.

Wir brauchen Lehrkräfte

Was niemand von der Hand weisen kann: Unterricht lässt sich nicht hauptsächlich durch Seiteneinsteiger*innen halten. Wenn unterrichten so einfach wäre, würde das gesamte Lehramtsstudium inklusive der Pädagogik und Didaktik überflüssig sein.

Fakt ist:

Die letzten 5 Jahre ist zu wenig passiert, um den auf uns zu rollenden Lehrermangel auszugleichen. Deshalb müssen wir kurzfristige und langfristige Lösungen finden.

Für mich und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind das:

  1. Zahl der Lehramtsstudiengänge deutlich erhöhen und dabei die Kernfächer Deutsch, Mathe und Englisch in den Fokus rücken.
  2. Seiteneinsteiger*innen in den Schulen besser begleiten und die Weiterbildungsangebote optimieren, um die Abbrecherquote zu verringern.
  3. Lehrkräfte sollten an allen Schulformen das Gleiche verdienen, damit Lehrer*innen nicht nur an Gymnasien wollen, weil sie dort mehr verdienen.
  4. Seiteneinsteiger*innen müssen durch Weiterbildungen zu vollwertig anerkannten Lehrkräften werden.
  5. Beratungs- und Genehmigungsverfahren zum Seiteneinstieg müssen schneller abgewickelt werden.
  6. Flexible Überstundenkonten beibehalten, damit Lehrkräfte Mehrstunden auf- und abbauen können
  7. Vollbeschäftigung unter Lehrkräften bewerben, denn zu viele Lehrkräfte arbeiten schon heute nur reduziert
  8. Multiprofessionelle Teams im Unterricht zulassen, z.B. Logopäd*innen, Ergo- und Physiotherapeut*innen, um vielen unterschiedlichen Herausforderungen an Schule begegnen zu können
  9. Studienabbrecherquote bei Lehramtsstudierenden durch mehr Praxisanteile in der Schule senken
  10. Kunst und Musik als Ein-Fach-Ausbildung ermöglichen, um mehr Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen
  11. Künstler*innen und Musiker*innen die Möglichkeit eröffnen, mit halben Stellen zu unterrichten, um so dem Lehrermangel in den Fächern Kunst und Musik zu begegnen

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