Bildungsperspektiven für Kinder offen halten. Nein zu Tullners Verschärfung der Versetzungsordnung

Auf Einladung der Initiative „Bildungsperspektiven“ hatte ich die Möglichkeit, die bündnisgrüne Sicht auf die geplante Verschärfung der Versetzungsordnung darzulegen. Seid auch ihr dagegen, dann unterschreibt die Petition und unterstützt den Gedanken von mehr Bildungsgerechtigkeit.

Liebe Bildungsinteressierte, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kinder!

Danke für die Perspektive, die wir uns hier alle miteinander geben. Wir sind ja mitten im Landtagswahlkampf und so wurde ich als Kandidatin von der grünen Landtagsfraktion gefragt, was ich den von der Änderung der Versetzungsordnung halte. Ich muss gestehen, dass ich das anfangs nicht glauben konnte. Ich konnte nicht glauben, dass der amtierende – und lassen Sie mich ruhig sagen, der noch amtierende Bildungsminister von Sachsen-Anhalt Marco Tullner, ein solches Thema im zweiten Schuljahr inmitten der Coronapandemie anbringt. Ich konnte tatsächlich nicht glauben, dass nach fast zwei Coronaschuljahren, also des massiv eingeschränkten Lehrens und Lernens, jemand kommt und festlegt, dass nun strenger bewertet wird. Ich konnte nicht glauben, dass das Bildungsministerium so unsensibel, so unsozial und so kalt und so unpädagogisch agiert.

Und dann bin ich tatsächlich fast panisch geworden, als ich mitbekam, dass der Bildungsminister das ja quasi im Alleingang anordnen kann. Wie erleichtert war ich, als Verena Hatnik, das ist eine der engagierten LehrerInnen der Saaleschule mich anrief und das erste Mal Hoffnung bei mir aufkam. Die Hoffnung darauf, das abwenden zu können.

Genau wie die InitiatorInnen der Demo und der Petition sage ich: nicht mit uns, nicht mit unseren Kindern, nicht auf dem Rücken unserer Kinder! Genau wie die InitiatorInnen fordere ich mehr Bildungsperspektiven und mehr Chancengleichheit für unsere Kinder. Und genau wie die InitiatorInnen fordere ich, dass die Änderung der Versetzungsordnung, nach welcher man schon mit zwei Vierern auf dem Zeugnis nach Klasse 6 in den hauptschulbezogenen Unterricht gesteckt wird, ohne Wenn und Aber fallengelassen wird. Sie ist einem guten Bildungsgedanken abträglich.

Aber so ist sie halt, diese „gute alte“ CDU-Denke. Diese Denke, die davon ausgeht, dass Kinder zum Lernen motiviert werden können, indem sie vorher aussortiert werden. Diese Denke vom starren Schulsystem. Von einem Schulsystem, dass Schülerinnen und Schüler früh und starr in Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten trennt. Meine Denke und ich habe die Hoffnung und die Gewissheit, dass ich diese mit vielen Anwesenden teile, funktioniert anders. Nämlich so:

  • Wir brauchen das längere gemeinsame Lernen an Schulen
  • Wir brauchen mehr pädagogische Begleitung an Schulen
  • Wir brauchen mehr Schulsozialarbeit an Schulen
  • Wir brauchen mehr Leute in der Bildung
  • Wir müssen Begabung fördern
  • Wir müssen zulassen, dass sich Kinder unterschiedlich schnell entwickeln
  • Wir müssen individuelle Lernwege schaffen
  • Wir müssen Interessen und Begabungen fördern
  • Wir müssen kompetenzorientiert denken und schauen, was trotz Corona in unseren Kindern steckt
  • Wir müssen Lust machen auf Schule und auf das Lernen
  • Wir brauchen offene Türen in der Schule
  • Wir müssen motivieren auch ohne Noten und Angst, sondern auf Augenhöhe

Jetzt hat Bildungsminister Tullner ja angekündigt, dass er die Verordnung nur auf Eis gelegt hat. Ich glaube mich zu erinnern, dass er sie in seine Schreibtischschublade legen wollte. Klar, er wollte sie abschließen. Aber und das ist tatsächlich schlimm, er meint, dass er diese Schublade nach der Landtagswahl erneut öffnen wird, um die Verschärfung der Versetzungsordnung dann herauszuholen.

Lasst uns ihm zurufen: NEIN, Danke! Lasst uns ihm zurufen: Räumen Sie nach der Landtagswahl nicht ihren Schreibtisch, sondern räumen Sie ihr Büro und nehmen Sie ihren Schreibtisch mit. Natürlich stehe ich hier auch als Kandidatin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und werbe um ihre Zweitstimmen. Im Moment ist mir jedoch so wichtig, dass dieser Schreibtisch samt seinen Schubladen aus dem Büro verschwindet, dass mir eigentlich fast egal ist, ob Sie LINKE, SPD oder GRÜNE wählen. Aber Hauptsache Sie wählen nicht CDU … und AfD – aber letzteres versteht sich von selbst.

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