Der 25. August und der damit verbundene Welt-Tofutag ist mir Anlass genug, um mich mit einer der Gretchenfragen unserer Zeit zu beschäftigen: Wie hältst Du es mit dem Fleisch? Auf jeden Fall sollte kein staatlich verordneter Veggie Day die Lösung sein. Doch ich will nicht vorgreifen.
Bei uns zu Hause
Ja, ich gebe es zu, wenn bei uns zu Hause kein Fleisch auf den Tisch kommt, ist meinen Familie wenig angetan. Oft werden nur Steak, Schnitzel und Wurst als „richtiges“ Essen angesehen. Kartoffeln und Gemüse sind lediglich nette Beigaben.
Und ich selbst? Da auch mir Wurst und Fleisch schmecken, versuche ich mich selbst auszutricksen. Zwar kaufe ich beides ein, aber versuche deren Anteil im Einkaufswagen zu reduzieren. Die entstehende Lücke fülle ich dann mit Käse.
Auch habe ich Soja und Tofu zu Hause vorrätig und verwende beides bei alternativen Rezepten. Das heißt, ich umgehe das typische Dreikomponenten-Essen (Gemüse, Kartoffeln, Fleisch) und mache stattdessen mit Saisongemüse und anderen Zutaten leckere Pfannen und Aufläufe. Die lassen dann gar nicht erst den Gedanken an Fleisch aufkommen.
Regionalität
Ob bei Fleisch oder Gemüse, wichtig ist mir immer die Regionalität. So habe ich einen festen Fleischer meines Vertrauens. Der kommt immer samstags mit seinem Fleischerauto nach Dölau und da kaufe ich regional ein. So kann ich sicher sein, dass das Fleisch hochwertig ist und ich stärke die heimische Wirtschaft und nicht die gigantischen Fleischfabriken der Supermärkte mit ihrem Billigfleisch.
Kein Billigfleisch
Billigfleisch sollte generell der Vergangenheit angehören. Es kann nicht sein, dass Fleisch im Supermarkt weniger kostet als Kartoffeln und Äpfel. Das ist nicht nur eine Frage der Umweltressourcen und des Tierwohls, sondern auch eine der eigenen Gesundheit – vom Geschmack ganz zu schweigen. Das Steak vom Biobauern ums Eck ist nämlich ein Himmel auf Erden.
Gerade beim Fleisch müssen wir auch weiter an einer Stärkung der Verbraucherrechte arbeiten. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollen direkt beim Einkauf erkennen können, woher das Fleisch kommt und wie die Tierhaltung erfolgte. Ökolandbau und artgerechte Tierhaltung müssen Standard werden und dürfen nicht weiter die Ausnahme sein.
Veggie Day
Die Diskussion um den Veggie Day ist inzwischen fünf Jahre alt und rutschte schnell ins Lächerliche ab. Wobei der Gedanke dahinter durchaus nachvollziehbar ist. Wenn ich mir nämlich vor Augen führe, dass durch einen einzigen Tag in Deutschland an dem alle Menschen auf Fleisch verzichten, über drei Millionen Kühe, Kälber, Schweine, Hühner, Schafe, Gänse, Enten und Truthähne NICHT geschlachtet würden. Dazu kommen noch circa 30 Millionen Fische und Meerestiere. Das sind Zahlen, die selbst mich sprachlos machen. Sie führen vor Augen, dass wir einfach den inneren Schweinehund mal überwinden müssen, einen Tag in der Woche auf Wurst und Co. verzichten und so viel Gutes tun können.
Flexitarismus eine Lösung?
Der Begriff Flexitarismus war mir bisher nicht geläufig, aber beschreibt sehr gut, wie Fleischesser und Vegetarier sich sozusagen in der Mitte treffen. Ein Flexitarier isst nämlich Fleisch, aber nur ausgewähltes und entsprechend hochwertiges. Der Fleischkonsum steht nicht im Zentrum der Ernährung, sondern ist etwas Besonderes.
Die moderne Gretchenfrage
Wenn mir also Gretchen die Frage nach dem Fleisch stellt, antworte ich: Ja, ich esse Fleisch. Doch ich bin dran, mich und auch meine Familie zu ändern. Ich versuche sozusagen den langsamen Wandel. Auf Fleisch verzichten, das geht nicht von jetzt auf gleich. Das braucht Zeit. Da müssen feste Ernährungsgewohnheiten geändert werden. Da müssen die Geschmacksnerven neu trainiert werden. Da müssen neue Rezepte her. Und es müssen auch soziale Verhaltensnormen aufgebrochen werden. Der Flexitarismus ist für mich da ein idealer Ansatzpunkt. Fleisch sollte generell etwas Besonderes sein und nicht Billigware, die wir blind in uns reinschaufeln. Dann gehören auch Fleischskandale der Vergangenheit an und die Natur dankt es uns außerdem.