Der Gleichbehandlungsgrundsatz muss auch für Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt gelten. Doch tut er das wirklich? Ein Blick in die Schullandschaft zeigt ein anderes Bild.
In Sachsen-Anhalt ist es wie in ganz Deutschland
Es ist kein Geheimnis, dass gerade in Deutschland, und so auch in Sachsen-Anhalt, noch immer der soziale Status des Elternhauses darüber entscheidet, welchen Bildungsabschluss ein Kind erreichen wird.
Haben etwa die Eltern des Kindes kein Abitur, so wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch keins ablegen. Nur 15 Prozent der Kinder von Eltern ohne Abitur erreichen die Hochschulreife, wie eine Studie der OECD aus dem Jahr 2018 zeigt. Darin wird auch gesagt, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien fast dreieinhalb Jahre hinter Schülern aus sozial starken Elternhäusern zurückliegen.
Schulen in Sachsen-Anhalt
Grundsätzlich werden Schulen in Sachsen-Anhalt gleich behandelt. Ausgehend von der räumlichen Situation und der Schulform verfügen die Schulen über eine vergleichbare Anzahl an Lehrkräften, Schüler*innen und unterrichten nach einem bestimmten Lehrplan. Und ich weiß: Für die meisten Schulen passt das.
Brennpunktschulen in Sachsen-Anhalt
Aber was ist, wenn wir Schulen mit mehr als 40% Schulabgänger*innen ohne Schulabschluss haben? Was ist mit Schulen, wo auf dem Schulhof kaum deutsch gesprochen wird? Was ist mit Schulen, die alle Schulausflüge durch BuT-Mittel (Bildung und Teilhabe) finanzieren müssen? (Bitte nicht falsch verstehen: BuT finde ich toll! Ansonsten würden die Schüler*innen ja an nichts teilnehmen können!)
Ob es uns gefällt oder nicht, es gibt Brennpunktschulen. Vor allem in den großen Städten wie Halle oder Magdeburg. Die werden im Volksmund auch abschätzig als Kanackenschule oder Klein-Rumänien bezeichnet.
Generell zeichnen sich diese Schulen durch eine homogene Schülerschaft aus
Hier gibt es etwa eine hohe Schulabbrecherquote bzw. Schulabgang ohne Zeugnis. Ein hoher Anteil der Eltern bezieht Transferleistungen (Harz IV, Asylbewerberleistungssatz) und der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund ist hoch. Diese haben oft nur geringe Deutschkenntnisse.
Schüler*innen von vornherein abschreiben?
Aber auch diese Schulen haben Schüler*innen, die Wissen wie ein Schwamm aufsaugen, die talentiert und lernwillig sind.
Auch diese Schulen haben engagierte Lehrkräfte und Schulleitungen, die durch Projektarbeit und moderne Unterrichtsmethoden ihr Bestmöglichstes für die Schüler*innen tun.
Auch aus diesen Schulen stammen die Auszubildenden und Studierenden von morgen.
Auch in diesen Schulen lernen die Menschen, die später unsere Gesellschaft – politisch, wirtschaftlich und kulturell voranbringen.
Es ist schwer, an Brennpunktschulen den Bildungsschatz zu heben
Doch es ist ungleich schwerer an Brennpunktschulen, den Schatz der Bildung zu heben. Deshalb brauchen wir in Sachsen-Anhalt einen Katalog, um Brennpunktschulen zu unterstützen. Es muss klar sein, ab wann eine Schule als Brennpunktschule einer besonderen Behandlung bedarf und welche Ziele die Schule verfolgen sollte. Das kann dann gern Modellschule genannt werden.
Modellschule schafft Chancen
An einer solchen Modellschule muss es natürlich anders zugehen, als an den „normalen“ Schulen. Wir brauchen hier:
- kleine Klassen (bis zu 15 SchülerInnen)
- Tandems von Lehrkraft und Pädagog*in
- engmaschige Elternarbeit
- Schulsozialarbeit
- Kürzung des Fachunterrichtes zugunsten beispielsweise von Sprachunterricht
- Unterstützung der Lehrkräfte durch junge, ambitionierte Absolvent*innen
- zeitgemäße Lehrmethoden
- Technik auf dem Stand der Zeit und nicht aus dem letzten Jahrtausend
Und auch die Schulleitungen brauchen eine Art von Imageberatung, um die Schulen für andere Eltern interessant zu machen. So durchstoßen wir die Homogenität der Schülerschaft und bergen den Schatz, der in ihnen schlummert.
Mein Ziel ist es deshalb, im ersten Schritt aus Brennpunktschulen Modellschulen zu machen. Später werden die dann ganz sicher zu Vorzeigeschulen.
Oder kurz: Brennpunktschule + 10 Jahre Modellschule = Vorzeigeschule
Hervorragende Idee. Hauptfrage ist natürlich mal wieder die Finanzierung (Personal, Ausstattung). Vielleicht wären Schulpaten aus der Wirtschaft eine Option zur Teilfinanzierung? Gerade der Mittelstand im LSA klagt ja besonders über Nachwuchsmangel bei Azubis etc. aber auch größere Firmen könnten wichtige Partner sein.