Klassentreffen sind aufregend und interessant. Gleichzeitig sind sie gruselig und ein bisschen langweilig. Mein Klassentreffen brachte Einblicke, Ausblicke und Erkenntnisse.
Fast vergessene Freunde wiedersehen. Unsympathen von damals, die jetzt echt nett sind. Coole Typen, die mensch kaum wieder erkennt. Dieses „Weißt Du noch“ sagen. „Oh Gott! Habe ich tatsächlich mit dem mal geknutscht? Wie verpeilt muss ich gewesen sein?“ All das passiert beim Klassentreffen.
Bei mir war es jetzt soweit. Nach 15 Jahren hatte unser Abiturjahrgang Klassentreffen. Das hat mich mehr bewegt, als ich gedacht hätte.
Verrückt, was ich noch alles weiß
Ich finde es verrückt, was ich noch über die Anderen weiß, dabei haben wir uns 15 Jahre nicht gesehen. Aber ich sehe sie und weiß sofort den Vor- und Zunamen. Und es wird noch verrückter: Selbst das Geburtsdatum fällt mir ein, als ob ich das Einwohnermeldeamt wäre.
Dabei ist echt interessant, was aus den alten Freunden und Freundinnen geworden ist. Wer ist wie mit seinem Leben zufrieden? Wer würde es gern anders gemacht haben? Und während ich die „Leute von damals“ wiedersehe und mich freue oder wundere, denke ich über mich nach.
Zurück zu mir selbst
Habe ich erreicht, wonach ich mich gesehnt habe?
Was war das nochmal?
Wenn ich mich richtig erinnere, wollte ich immer nur nach London. Und richtig, ich war in London. Dort habe ich zwei Jahre gelebt. Ein Ziel von damals erreicht!
Auch wollte ich gestalten. Mein Traum war damals Brüssel. Dort wollte ich gestalten. Wie ic gestalten wollte? Das hatte ich mir nicht überlegt. Ich weiß nur, ich wollte gestalten, in Brüssel.
Brüssel ist es nicht geworden
Eingestehen muss ich mir: Brüssel ist es nicht geworden. Aber ich gestalte nun Halles Kommunalpolitik mit.
Und was ist sonst aus mir geworden?
Drei Kinder. Ein Mann. Ein Boot. Ein Haus und eine Monatskarte. Klingt spießig? Nein, so fühle ich mich überhaupt nicht. Ich fühle mich wohl mit meinem Leben und habe außerdem noch Ziele und Träume. Ohne Träume ist das Leben schnell sehr eintönig.
Schulzeit war schön
Im Gegensatz zu manch anderen bin ich wirklich gern zur Schule gegangen. Ich erinnere mich mit einem guten Gefühl an die Zeit. Ich hatte tolle Freundinnen und Freunde. Wir erlebten zusammen lustige, traurige, spannende oder einfach schöne Momente. Schade, dass man sich so aus den Augen verloren hat. Geprägt haben wir uns alle gegenseitig.
Tatsächlich 15 Jahre vergangen?
Sind es tatsächlich 15 Jahre Abi? Ist es so lange her, dass wir vor unseren Eltern und den Lehrern standen und unsere Abi-Zeugnisse entgegennahmen? Ich rechne nach und oh SCHOCK, es sind sogar 25 Jahre. Das kann nicht sein. Bin ich wirklich schon so alt, wie mein Mann aussieht?